Spontaneität - Hilfe bei Naturkatastrophen (138 Zugriffe) #
geschrieben von: Peter Zornig
Datum: 12. Januar 2005 11:54
Von Solidarität, von der Armenkasse - von der Armenordnung und von den Bettelleuten.
Die Spontaneität und Kreativität der Bürger dieser Tage zur schier unvorstellbaren Naturkatastrophe in Asien motiviert mich zu diesem Posting.
Für Menschen denen die Naturgewalten des Meeres so nahe sind, mag ich auch auf meine Beiträge über die Weihnachtsfluten in unserer Gegend hinweisen.
Klaus Harms erzählt in seiner Lebensbeschreibung, wie er in seiner Jürgens auf dem St.Michaelisdonn, von der väterlichen Mühle aus, häufig armseelige Gestalten mit dem Bettelsack vorbeiziehen sah.
Und Gustav Frenssen hat dererlei fremdanmutende Leute als „Kreyen“ beschrieben im Gegensatz zu den alteingesessenen und schwerblütigen „Uhlen“ in der Marsch in Jörn Uhl und Fiete „Krey“ hat
er beiden Menschenschlägen ein dichterisches Denkmal besetzt.
In Brunsbüttel wohnten diese „anderen Leute“ zumeist auf dem Hohen Moor, die Ostermoor oder im Belmermoor. In Eddelak auf dem Donn, in Averlak und Dingerdonn. In Marne auf dem Plattenrönne oder Triangel in Diekshörn.
Im Urgroßvater von Johannes Brahms begegenet uns ein Zeitgenosse der wie viele seiner Zeit von der Armenkasse beerdigt wurde und sicher lange Zeit auch von ihr „über Wasser gehalten wurde“. Er war so arm das seine Frau und sein ihn überlebender Sohn ihn in Belmermoor zurückließen in seinem Sterben.
Noch aus den Haushaltslisten 1840 auch später wird deutlich, wie viele Familien die Feuer und die Schlafstelle oft auf engsten Raum (in zugigen Katen) mit fremden Personen teilten und dafür vom Kirchspiel ein Entgeld erhielten
Dabei war die feuchte und raue Gegend an der Elbmündung ersehntes Ziel zahlreicher Zuwanderer und nicht immer nur armsseliger Hungerleider.
Die Familie Schoof siedelte erst um 1720 aus der Grafschafschaft Hoya kommend in Dithmarschen. Die sage erzählt das der erste Schoof auf einem Bund Weizenstroh über die Elbe geschwommen ist und davon seinen Namen erhalten hat (Helene Höhnk). Die Garbe Weizenstroh sorgfälltig geordnet und beschnitten, wurde Schoof genannt und diente in Ermangelung von Reet zum Decken, besonders zum Ausbessern von Strohdächern.
Anderer Zuwanderer waren die Weber von Aver de lacke, auch Eddelakerdonn genannt die auf dem schmalen Sand-Dünenstreifen am Kudensee sich als Weber verdingten.Einer von ihnen war der sogenannte hochdeutsche Weber im Berge, Johann Michael Herrmann der hier 1796 etwa 56 jährig starb. Er war von weit her,aus Kunersdorf in der Oberlausitz und diente von 1763-1771 in einem dänischen Regiment, dem jütischen geworbenen zu Fuß.
Der Leineweber Klaus Kühl der 1800 als einsamer Mann mit 86 Jahren starb.
Über ihn berichtet ein Eintrag im Kirchenbuch Eddelak:
“Klaus Kühl ,ein vieljähriger Bettler und Alumnus (Pflegling) unser Armenkasse, ging seiner Ge-wohnheit nach, da er noch sehr rasch war, vor dem Osterfeste mit seinem Beutel umher, war noch unter dem Gottesdienst im Kirchdorfe, durchwanderte bei schönem Witterung Westerbüttel, wollte nun über die Josenburg nach seinem Quartier auf dem Moor und gegen Abend zurückgehen, hatte aber das Unglück in der Gegend des halben Mondes (das war die Gegend wo der Deich eine derartige Form annahm), binnen Deichs, in das alte Fleet zu fallen.
Seine Last war schwer, er war mit Brot und Mehl und Eiern, sowie auch mit einer Flasche Branntwein beladen, konnte sich nicht helfen und ward des Abends von Henrich Beuler tot im Wasser gefunden."
Wir sehen der Klaus Kühl war reich beschenkt im Fleet ertrunken, dabei unterlag das Bettelwesen strengen Richtlinien.
In einer für die Beliebung des Vierteils Brunsbüttel gedruckten Verordnung
(1778 in Altona gedruckt) heißt es ausdrücklich , das dem Gassenbetteln der Einheimischen und Auswärtigen nachdrücklich Einhalt geboten werden müsse und ohne gehörigen Erlaubnisschein vom Kirchspielsvogt nicht möglich sei.
Diese Bettelerlaubnis ist ein früher Vorläufer der vielen Sozialen Einrich-tungen
von heute ebenso wie die Armenkasse die sich aus Spenden reicher Einwohner aus Samm-lungen aber auch aus den Einfahrgeld für neue Bewohner nur spärlich füllte. Große Summen kamen nur durch großzügige Spenden wohlhabenden Zeitgenossen zustande.
Zusammengefasst aus Aufsätzen von Helene Höhnk, Wilhelm Johnsen und Hugo Gehrds in der Brunsbütteler Zeitung 1920-1932 und aus Eintragungen in den Sterbebüchern von Brunsbüttel und Eddelak.
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Liebe Grüße Peter Zornig - Wien
jetzt auch unter www.dithmarschenahnen.com
Männicheen sitt merren in luder Glück
un ward dat ni mol wies! E.Hecker