"erschreckliche Wasserfluthen" (151 Zugriffe) #




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"erschreckliche Wasserfluthen" (151 Zugriffe) #

Beitragvon ingoflindt » Di 21. Aug 2018, 22:14

"erschreckliche Wasserfluthen" (151 Zugriffe) #
geschrieben von: Peter Zornig
Datum: 12. Januar 2005 11:44

Landverluste des Südstrandes und Deichbau in Brunsbüttel

„Welchen Abgang an Lendereyen beede
Kirchspiel Brunsbüttel un Eddelak als Socii
der teichbank denen Eignern sambt denen
darauf gestandenen Früchten privativ aestimatione
barh haben zahlen müssen….
(aus einem Bericht von Landvogt Gude 1701).

1617 Oldeburwöhrden 72 Morgen 10 Häuser
1629 Potthusen (Dickendorp) 26 Morgen 18 Häuser
1656 Brunsbüttel 4 Morgen 14 Häuser
1664 Groden 37 Morgen 9 Häuser
1674 Brunsbüttel 66 Morgen Preisgabe des Ortes
1674 Oldeburwöhrden 14 Morgen 8 Häuser
1685 Ostermoor 88 Morgen 1o Häuser
1689 Ostermoor 101 Morgen 40 Häuser
1698 Groden 40 Morgen 19 Häuser

Zählt man zu diesem noch die ausgedeichten Dorfschaften
Süderhusen mit 60 Morgen, so beträgt der Landverlust
rund 500 Morgen = 675 ha.

Alle diese Opfer an Menschen,Land,Häusern,Sachwerten,
an ausgefallenen Ernten und Arbeitsleistungen
sowie Material für die Reparartuen der Deiche
und die Ufersicherung durch Steinhöffter hatten
die beiden Kirchspiele bis zu den Baumaßnahmen
für die Abriegelung der Einbruche (1687) allein zu tragen.

„…..die erschrecklichen Wasserfluthen“ in der Folge 1717
die die ganze Marsch Dithmarschens überfluteten,
teilweise stand das Wasser bis zu 2,1 meter hoch
und weil die Stürme bis Januar 1781 anhielten
„glich die ganze Marsch einer offenbahren See“.

Wieder mußte der Süderstrand die größten Opfer bringen
es ertranken 344 Menschen,
davon allein in Brunsbüttel 62, in Eddelak 76, in Marne70,
in Barlt 16. An Großvieh gingen 2737 Stück verloren
und 231 Häuser wurden zerstört.

Zahlreiche Deichbruche mit schweren Grundbrüchen
auf 50 km Lange, ostwärts von Brunsbüttel
wurde die Eddelaker Schleuse herausgerissen,
zurück blieb einen tiefer und breiter Grundbruch.

Die Auslotung ergab eine Breite von 22 Ruten (über 100m)
und eine Tiefe von 60 Fuß (ca 20 Meter).

Damit dürfte der grüßte jemals gemessenen Wert eines
Grundbruches überliefert worden sein.

1718 am 10.Oktober wurden die erste neue Abdämmung
„mit gesambter Hand“ durch Südweststürme zerstört

1719 wurde die neuerlichen Dämarbeiten in der Winterflut
wieder zunichte gemacht
Die Einwohner streckten die Waffen.

Mit großen materieller und personeller ( 5000 Soldaten) Hilfe des Königs .
konnten bis zum Herbst 1721 die umfangreichen Arbeiten
(welche die Ortschaften in den Kirchspielen Brunsbüttel und Eddelak
grundlegend veränderten, abgeschlossen werden.
Der Landschaft wurde die Soldaten Rechnung präsentiert
mit 100.000 Reichstaler, die später auf 60.000 reduziert wurde.

Aber 1751 und 1752 wurden die Deiche abermals erheblich beschädigt
in Soesemenhusen. Im entfernten Hohenmoor (Ostermoor)
entstand eine große Wehle beim alten Moordeich,
wodurch 17 Häuser weggetrieben wurden .

Erst 1762 war die neuerliche Wiedereindeichung abgeschlossen
und eine Bucht mit 1130 ha entstanden

Zusammengefasst von Peter Zornig
für die interessierte Leser im Forum aus

Süderdithmarschen 1581-1970
Boyens / Heide 1970
_________________
Liebe Grüße Peter Zornig

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von Anzeige » Di 21. Aug 2018, 22:14

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"Wasserfluthen " Teil II (80 Zugriffe) #

Beitragvon ingoflindt » Di 21. Aug 2018, 22:15

"Wasserfluthen " Teil II (80 Zugriffe) #
geschrieben von: Peter ZORNIG
Datum: 12. Januar 2005 11:49

Rohe Weihnachten 1717

Weihnachten auf dem First eines Strohdaches im einkalten Wasser
ist für uns kaum zu befürchten.

Zu Weihnachten 1717 und in folgenden Jahren war alles anders in unser Heimat.

Gerade waren die Jahre der großen Pest vorbei die besonders in Averlak
aus jeder Hütte ein oder zwei und mehr Leichen forderte

Die Weihnachtsflut 25.11.1717 und andere…… rohe Feiertage.


„ sie kam an dem genannten ersten Christ Tage des Morgens um 10 Uhr .
Denn da der Elbeteich in Dittmarschen nahe BRUNSBÜTTEL durchbrochen,
ging die Fluth über das Eddelaker Kirchspiele und zerriß den Dundenteich,
drang in den Kudensee der dadurch hoch anschwoll, daß wilde und saltzige Meerwasser in Manneshöhe, wie große dicke Tonnen gleichsam geweltzet durch Seedörp nahe dem Kudensee gelegen, über das Eklackermohr mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit, gar gewaltigem Brausen und entsetzlichem Geräusche daher in die anderen Theile der Marsch stürzte…“

Den Bewohnern unser Heimat blieb nicht lange Zeit zum ausatmen,
denn am 26. Februar 1718 brach abermals das Meer in Land hinein.
Pastor Culemann aus Wilster berichtet über viele Einzelschicksale, die zu der damaligen Zeit als Gottes Gnade, als Vorsehung als Wunder lange nachgewirkt haben.

Ein Beispiel….“ Jener mit namens Peter Feldmann ist mit seiner Frauen
und zweyen Kindern, nemlich einer Tochter des Nachbarn
und einem Sohne von 6 Jahren, zusammen mit dem Hause,
in welchem er auf dem Dunden im Kirchspiel Eddelak,
insbesonderheit Avelak-Dunden gewohnet,
weggetrieben und zu zweyenmalen wohl behalten
in unsere Marsch angetreiben….

… diese wunderbare Führung und Erhaltung in dergestalt geschehen…..
wodurch sie zuerst mit großer Mühe und Beschwerde
auf dem Strohdach kommen wo mit seiner Frau und zweien Kinders
liegend bleibet bis die Wohnstelle hinweg getrieben wird…
Hier war nun Zeit zu beten und zu singen ……

Aus
"Denckmahl von den hohen Wasser Fluthen
wie selbigen insbesonderheit in der Wilster-Marsch eingebrochen
in den Jahren 1727-1725"
Ein Büchlein von Pastor Gregorius Culemann (4.8.1661- 6.1.1733)
___________________________
Liebe Grüße Peter Zornig - Wien
siehe auch unter www.dithmarschenahnen.com

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